Ulrich Werner
Ulrich Werner: Zu den Arbeiten, die im Rahmen der Förderung durch die A und A Kulturstiftung entstanden sind
„Es gab in den zwei Jahren der Pandemie eine Reihe von Themen, die mich intensiv beschäftigt haben.
Im Rahmen einer täglichen, regelmäßigen und geradezu meditativen Arbeit entstanden 2020 Dutzende von Zeichnungen auf Grundlage der „Muster“, die ich in Island an schnee- und eisbedeckten Berghängen beobachtet hatte – ein faszinierendes schwarz-weißes Wechselspiel aus Formen und Zwischenräumen, bestehend aus gefrorenem Wasser, das sich im Lauf des Jahres teilweise wieder verflüssigen würde, und erstarrtem, in seinem Ursprung ebenfalls flüssigem Stein.
Dadurch, dass viele äußere Reize wegfielen, konnten unscheinbare Dinge vielleicht umso stärker ins Bewusstsein treten. So fielen mir in dieser Zeit am Rand der Bürgersteige und Wege die unendlich vielfältigen Formen der Löwenzahnblätter auf. Ich stieß auf eine Äußerung von Leibniz, dass nämlich im Bereich des Lebendigen niemals eine Form mit einer anderen identisch sei, und mehr noch: dass jede einzelne Pflanze, jedes einzelne Blatt für eine eigene Perspektive auf die Welt stehe.
Die Aufmerksamkeit für Pflanzen führte weiter zur Beschäftigung mit Wurzeln, deren Formenwelt ich im „Wurzelatlas“ von Kutschera entdeckte. Wurzeln sind die – meist verborgene – „hidden half“ der Pflanzen, ein Organ, das der Sondierung des Bodens, der Koordination des Wachstums und natürlich der Versorgung der Pflanzen mit Feuchtigkeit, Mineralstoffen etc. dient. All dies geschieht fernab von Licht und Luft in der Finsternis der Erde. Die Formen der Wurzeln sprechen von großer, ungezähmter Kraft, die gleichwohl stets dienend bleibt.
Ein weiteres Motiv trat dazu, das mich schon lange begleitet: das labyrinthische, ungerichtete, unbegrenzt wuchernde Netz der Verbindung von allem mit allem.“
In den schwierigen, aber für mich letztlich sehr fruchtbaren Jahren 2020 und 2021 gab mir die großzügige Unterstützung durch die A+A-Kulturstiftung einen kräftigen Motivationsschub und hat mir ganz wesentlich geholfen, die Arbeit kontinuierlich weiterzuführen.
