Preis an den Herausgeber der Lyrikzeitschrift PARK, Michael Speier
Die 2010 errichtete A und A Kulturstiftung vergab im Mai 2011 erstmals einen Preis. Die Auszeichnung, verbunden mit einem Preisgeld von 8.500 Euro, geht an den Autor, Literaturwissenschaftler und Übersetzer Michael Speier als Gründer und Herausgeber von PARK – Zeitschrift für neue Literatur.
Michael Speier betreut die Lyrikzeitschrift mit Gedichten, Essays und Rezensionen zur zeitgenössischen Literatur seit 1976 vollständig in Eigenregie. In insgesamt 64 Heften ist es ihm gelungen, Erstveröffentlichungen von bekannten und neuentdeckten Dichtern und Dichterinnen zu versammeln.
Jede Ausgabe ermöglicht Entdeckungsreisen in die neueste deutschsprachige Lyrik; zugleich wird die Lyrik eines ausgewählten Landes oder einer Region mit Beiträgen in Originalsprache und in Übersetzung präsentiert.
Über den Preisträger:
Michael Speier, geb. 1950, lebt als freier Schriftsteller, Literaturwissenschaftler und Übersetzer in Berlin.
Sein lyrisches Werk ist in mehr als 40 Anthologien und folgenden Gedichtbänden veröffentlicht:
- Verwunschenheitszustand, Gedichte, Aphaia Verlag, München 2020, ISBN 978-3946574187
- Haupt / Stadt / Studio, Gedichte (mit Linolschnitten von Hans Wap und einer Komposition von Wolfgang Seierl), Aphaia Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3926677846
- Donau-Gene (Gedichte, deutsch-serbisch), Smederewo 2008, ISBN 978-86-84201-58-6
- welt/raum/reisen (Gedichte, m. Zeichnungen v. Xago), Berlin 2007, ISBN 978-3-926677-63-1
- (w)ortschaften – Mitlesebuch 92 (Gedichtauswahl), Berlin 2005
- Urezi na krhotinama (Werkauswahl 1995-2005, serbisch), Novi Sad/Belgrad 2005, ISBN 86-7047-465-4
- Wüste Pfade (Gedichte m. Zeichnungen v. A. Holldorf), Berlin 2004
- Leseproben – Mitlesebuch 30 (Gedichtauswahl), Berlin 1999
- Scherbenschnitte, Gedichte, Berlin 1998, ISBN 3-87008-127-9
- Die Akribie der Zärtlichkeit, Gedichte, Potsdam 1995, ISBN 3-930752-01-8
- Eisgang, Gedichte (m. Zeichnungen v. Chr. v. Baum), Krefeld 1986
- Gedichte, Literarische Reihe ’83, Band 1, Berlin 1983
- En un lieu toujours autre (Gedichte französisch-deutsch), Paris 1983
- Kaum Uhren irgend, Gedichte, Krefeld 1981
- Traumschaum, Gedichte, Berlin 1977
- Gedichte, Heidelberg 1975
Neben der von ihm gegründeten und herausgegebenen Lyrikzeitschrift PARK (1976 ff.) hat Michael Speier eine Reihe von Anthologien herausgegeben und ist seit 1995 korrespondierendes Redaktionsmitglied der Zeitschrift PO&SIE (Paris).
Michael Speiers Gedichte sind in zehn Sprachen übersetzt worden; er wurde zu internationalen Poesiefestivals (u.a. in Medellín, Buenos Aires, Rosario, Belgrad, Novi Sad, Zürich, Malmö, Luxemburg) eingeladen und leitete 2007 das Poesiefestival Mailand. Speier hat sich – nicht nur in den jeweils einem Gastland gewidmeten Ausgaben der Lyrikzeitschrift PARK – der transnationalen Vermittlung moderner Lyrik gewidmet und selbst neuere englische, französische und italienische Gedichte übersetzt.
Nach seiner wissenschaftlichen Ausbildung und Lehrtätigkeit an der Freien Universität Berlin sowie in Leipzig und Hildesheim ist Michael Speier seit 1997 Honorarprofessor an der Universität Cincinnati (USA); er lehrte außerdem am Dartmouth College und an weiteren US-amerikanischen Universitäten. Sein wissenschaftliches Werk umfasst u.a. Studien zu Jean Paul, zum literarischen Übersetzen, zur Metropolenlyrik und zu Paul Celan. Er ist Gründer und Herausgeber des seit 1987 erscheinenden Paul-Celan-Jahrbuchs.
Michael Speier ist Mitglied im PEN; er erhielt Arbeits- und Aufenthaltsstipendien u.a. von der Stiftung Preußische Seehandlung, dem Senat von Berlin und der Kulturstiftung Amsterdam, außerdem das Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste Berlin sowie das Hermann-Hesse-Stipendium (Calw); er arbeitete als writer in residence in den USA, Frankreich und Budapest. 2007 war er Preisträger der Deutschen Schillerstiftung Weimar.
Über die Zeitschrift PARK
Die Zeitschrift PARK wurde 1976 begründet mit dem Ziel, neue Tendenzen der Gegenwartspoesie zu entdecken und in Erstdrucken vorzustellen. Sie will ohne programmatische Festlegung die Formen jüngster Lyrik erkennbar machen. PARK steht unterschiedlichen Strömungen offen und bringt auch Texte von Autoren, die sich literarischen Zirkeln und Schulen konsequent entzogen haben.
Ein Schwerpunkt liegt bei der Präsentation jüngerer begabter Lyriker. Eine Daseinsberechtigung erhält PARK rückwirkend dadurch, dass viele von ihnen später den Weg in größere Verlage gefunden haben.
Texte von über 300 Schriftstellern sind in den bisher 64 Ausgaben der Zeitschrift erschienen, die damit gleichsam eine Lyrik-Anthologie in Erstdrucken darstellt. Die Namen der Autoren spiegeln Entwicklungen wider, die die deutsche Lyrik in den letzten 35 Jahren genommen hat. So sind u.a. vertreten: Paul Celan, Helmut Heißenbüttel, Rose Ausländer, Erich Arendt, Friedrike Mayröcker, Elke Erb, Oskar Pastior, Christoph Meckel, Jürgen Theobaldy, Hans-Ulrich Treichel, Uwe Kolbe, Ralf Rothmann, Ernest Wichner, Dieter M. Gräf, Gerhard Falkner, Thomas Kling, Durs Grünbein, Ulrike Draesner, Norbert Hummelt, Monika Rinck, Jan Wagner, Marion Poschmann und Silke Scheuermann.
Einen festen Bestandteil der Zeitschrift bildeten von Anfang an Dossiers über Gegenwartspoesie in fremden Sprachen. Bisher wurden Dichtungen aus 23 Ländern präsentiert, – meist zweisprachig und mit instruktiven Einleitungen. So konnte man zeitgenössische Gedichte aus Katalonien und Flandern, aus Mexiko, Griechenland, Italien, Spanien, Schweden, Frankreich, England, den USA, Polen, Rußland, Serbien, Irland, Dänemark, den Niederlanden und Lateinamerika kennenlernen. Erstübertragungen von Arbeiten auch hierzulande vielbeachteter Dichter, wie Octavio Paz, Andrea Zanzotto, Kenneth Koch oder Gennadij Ajgi, stehen dabei neben Expeditionen zu unbekannten Poesien, etwa aus Estland, Luxemburg oder dem Iran.
Wenn auch das Hauptgewicht der Zeitschrift bei der Lyrik liegt, so veröffentlicht PARK darüber hinaus kürzere Prosaarbeiten, Rezensionen wichtiger Neuerscheinungen, literaturästhetische und poetologische Essays, z.B. von Hans Blumenberg und Hans-Martin Gauger sowie unbekannte Briefe u.a. von Ernst Meister und Paul Celan.