Tadeusz Borowski, (*1922 in Schytomyr, Ukraine), zählt zu jenen jungen, außergewöhnlich Begabten, die zwar den 2. Weltkrieg überlebt haben, davon zwei Jahre als Häftling in den Konzentrationslagern in Auschwitz, Dautmergen und Dachau, aber nicht die ersten Jahre nach der Befreiung aus dem Lager: Borowski nimmt sich im Sommer 1951 in Warschau das Leben.
Bereits 1945 erscheint in München, wo Borowski nach seiner Befreiung aus dem KZ Dachau über ein Jahr als Displaced Person lebt, in polnischer Sprache sein Gedichtband „IMIONA NURTU“ (Die Namen der Strömung), mit Gedichten, die überwiegend in den Lagern entstanden sind.
Der Regisseur und Autor Kai Grehn (*1969) hat diesen Band ins Deutsche übersetzt (unter Mitarbeit von Aleksandra Ambrozy). Zusammen mit einem Hörspielteam produziert er für den SWR ein Hörspiel in Form eines Oratoriums, basierend auf Gedichten von Tadeusz Borowski aus „IMIONA NURTU“ sowie auf den „Sterbebüchern von Auschwitz“.
Den in den „Sterbebüchern von Auschwitz“ verzeichneten Menschen, die im KZ Auschwitz umgebracht wurden, wird eine Stimme gegeben, jedem einen eigene: Die NAMEN DER STRÖMUNG, wie Borowski sie nennt, mit Geburtsdatum, Ort der Geburt und dem Datum des Tages, an dem sie umgebracht wurden, werden von Besucher:innen, die aus aller Welt nach Oświęcim ins Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau kommen, eingesprochen. Sie haben in Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte „KZ Auschwitz-Birkenau“ über mehrere Tage die Möglichkeit erhalten, sich aus den „Sterbebüchern von Auschwitz“ den Namen einer im KZ Auschwitz umgebrachten Person auszuwählen, um diesem Menschen ihre Stimme zu leihen. Erweiternd hierzu werden Theater in ganz Europa angeschrieben, mit der Bitte an deren Schauspielensembles, ebenfalls einem der in den „Sterbebüchern von Auschwitz“ verzeichneten Menschen eine Stimme zu leihen.
Mit all diesen aufgenommenen „Namen der Strömung“ und den Gedichten von Tadeusz Borowski wird sich Kai Grehn ins Tonstudio zurückziehen, um aus den Sprachaufnahmen ein Hörspieloratorium zu komponieren. Im Anschluss an die Ursendung der Hörspielarbeit auf SWR2 (anvisiert für Sommer 2025) ist eine dauerhafte Soundinstallationen des Hörspieloratoriums in der Gedenkstätte „KZ Auschwitz-Birkenau“ geplant.