Förderung der Übersetzung von Stratis Tsirkas „Steuerlose Städte“
Die Trilogie Akyvérnites politeíes („Steuerlose Städte“) von Stratis Tsirkas gehört zu den bedeutendsten Romanen der neugriechischen Literatur. Sie vermittelt, narrativ gesehen, die europäische Moderne nach Griechenland. Zugleich steht die Trilogie in intertextuellem Dialog mit der Poesie von Kaváfis und Seféris. Sie erschafft einen polyphonen narrativen Kosmos, ein System vielfältiger Stimmen und Perspektiven. Vor allem der erste Band, I Léschi (Der Club), bietet in dichter Komposition moderne Erzähltechniken: Rückblenden und Vorausdeutungen, die die Spannung in der quasi-kriminalistischen Handlung aufrechterhalten, oder auch den atemlosen inneren Monolog der Frau Anna, der an den Monolog der Molly Bloom in Joyces Ulysses gemahnt. Das Werk wird nahezu unumstritten zu den wichtigsten Werken im Kanon der griechischen Nachkriegsliteratur gerechnet. Es hat zahlreiche Neuauflagen erlebt und wurde in viele Sprachen übersetzt. Obwohl eine deutsche Übersetzung schon in den 90er Jahren beim Insel Verlag vorgesehen war, ist dieser Plan nie realisiert worden.
Jetzt liegt eine neue, von der A und A Kulturstiftung geförderte Übertragung vor, die der renommierte Übersetzer Gerhard Blümlein hergestellt hat. Für die deutschsprachigen Leser hat Joachim Satorius, ebenfalls im Auftrag der A und A Kulturstiftung, eine Werk-Einführung verfasst. Der Literaturwissenschaftler Miltos Pechlivanos rundet die Publikation mit einem literaturgeschichtlich orientierenden Nachwort ab. Über die historischen Personen und Ereignisse in Jerusalem, Kairo und Alexandria (zwischen 1942 und 1944) informiert schließlich eine erläuternde Tafel. Mit den Steuerlosen Städten plant der von Köln nach Berlin umgezogene Romiosini Verlag (im Rahmen des „Zentrums Modernes Griechenland“ an der Freien Universität Berlin) seinen Neubeginn.