Zum vierten Mal hat die A und A Kulturstiftung einen Kompositionsauftrag für eine Hölderlin-Vertonung erteilt. Die Uraufführung der Vertonung des Gedichts „Andenken“ fand im Rahmen der Mittsommer-Musiknacht in der Kunst-Station Sankt Peter in Köln statt. Sie bildete den Mittelpunkt eines dreiteiligen Konzerts, das insgesamt vom Komponisten der Hölderlin-Vertonung, Simon Rummel, konzipiert und organisiert wurde.
Daniel Gloger - Gesang und Rezitation
Harald Kimmig - Geige
Annegret Mayer-Lindenberg – Bratsche, Viola d'amore
Christiane Veltman - Bratsche
Constantin Herzog - Kontrabass
Georg Wissel - Klarinette
Michael Veltman - Orgel
Ramón Gardella - Schlagwerk
Simon Rummel - Geige / Tasteninstrumente
Ketonge - Video / Elektronik / Gesang
De Vive Voix - ein französischer Chor aus Köln
20 Uhr
Begrüßungsworte von Michael Veltman, Musikalischer Leiter der Kunststation Sankt Peter,
und von Judith W. Guzzoni, Vorstandsmitglied der A und A Kulturstiftung
Robert Schumann (06:20)
Nr. 1 aus „Gesänge der Frühe“, op. 133
eingerichtet für Harmonium und Orgel von Simon Rummel
*
Es sprechen, wenn ich ferne bin, statt meiner
Des Himmels Blumen, blühendes Gestirn
Und die der Erde tausendfach entkeimen,
Die göttlichgegenwärtige Natur
Bedarf der Rede nicht; und nimmer läßt
Sie einsam euch, […]
Der Tod des Empedokles (1. Fassung)
Daniel Verasson (10:55)
Herbarium: Johanniskraut
für zwei Bratschen
*
Mich aber umsummet
Die Bien und wo der Akersmann
Die Furchen machet singen gegen
Dem Lichte die Vögel. Manche helfen
Dem Himmel. Diese siehet
Der Dichter. Gut ist es, an andern sich
Zu halten. Denn keiner trägt das Leben allein.
Die Titanen
Improvisation (18:15)
Georg Wissel und Harald Kimmig
*
[…] Und immer
Ins Ungebundene gehet eine Sehnsucht. Vieles aber ist
Zu behalten. Und Noth die Treue.
Vorwärts aber und rükwärts wollen wir
Nicht sehn. Uns wiegen lassen, wie
Auf schwankem Kahne der See.
Mnemosyne
Antoine Brumel (24:05)
Agnus II aus der Messe „Et ecce terrae motus“
eingerichtet für Instrumentalensemble von Simon Rummel
*
Ach! aber dunkler umschattete, mitten im Wort, dich
Furchtbarentscheidend ein tödtlich Verhängniß. So ist schnell
Vergänglich alles Himmlische; aber umsonst nicht;
Denn schonend rührt des Maases allzeit kundig
Nur einen Augenblik die Wohnungen der Menschen
Ein Gott an, unversehn, und keiner weiß es, wenn?
Friedensfeier
György Kurtág (28:45)
Shadows
für Kontrabass solo
*
Wo wollen wir bleiben?
[...]
Will einer wohnen,
So sei es an Treppen,
Und wo ein Häuslein hinabhängt
Am Wasser halte dich auf.
Und was du hast, ist
Athem zu hohlen.
Der Adler
Laurent Pascal (30:10)
Bougnettes, Dans le Pétrin
pour un ensemble d'harmonicas
*
Sei du, Gesang, mein freundlich Asyl! sei du
Beglükender! mit sorgender Liebe mir
Gepflegt, der Garten, wo ich, wandelnd
Unter den Blüthen, den immerjungen
In sichrer Einfalt wohne, wenn draußen mir
Mit ihren Wellen alle die mächtge Zeit
Die Wandelbare fern rauscht und die
Stillere Sonne mein Wirken fördert.
Mein Eigentum
Ketonge (35:50)
Ad libitum (UA)
Video, Gesang und Instrumentalensemble
eingerichtet von Simon Rummel
*
Viel hat von Morgen an,
Seit ein Gespräch wir sind und hören voneinander,
Erfahren der Mensch; bald sind wir aber Gesang.
Friedensfeier
Matthias Kaul (40:00)
Do nothing, just wait, the singing will start... sooner or later
für Becken, Verstärkung und elektrische Zahnbürste
*
Einführende Worte von Martin Vöhler, Vorstandsmitglied der A und A Kulturstiftung
Der Nordost wehet,
Der liebste unter den Winden
Mir, weil er feurigen Geist
Und gute Fahrt verheißet den Schiffern.
Geh aber nun und grüße
Die schöne Garonne,
Und die Gärten von Bourdeaux
Dort, wo am scharfen Ufer
Hingehet der Steg und in den Strom
Tief fällt der Bach, darüber aber
Hinschauet ein edel Paar
Von Eichen und Silberpappeln;
Noch denket das mir wohl und wie
Die breiten Gipfel neiget
Der Ulmwald, über die Mühl’,
Im Hofe aber wächset ein Feigenbaum.
An Feiertagen gehn
Die braunen Frauen daselbst
Auf seidnen Boden,
Zur Märzenzeit,
Wenn gleich ist Nacht und Tag,
Und über langsamen Stegen,
Von goldenen Träumen schwer,
Einwiegende Lüfte ziehen.
Es reiche aber,
Des dunkeln Lichtes voll,
Mir einer den duftenden Becher,
Damit ich ruhen möge; denn süß
Wär’ unter Schatten der Schlummer.
[Nicht ist es gut,
Seellos von sterblichen
Gedanken zu seyn. Doch gut
Ist ein Gespräch und zu sagen
Des Herzens Meinung, zu hören viel
Von Tagen der Lieb’,
Und Tathen, welche geschehen.]
Il n'est pas bon
d'être l'âme vide
de pensées éphémères. Pourtant il est tellement bon
de dialoguer, d'exprimer
les inclinations du cœur, d'être à l'écoute
des jours où régnait l'amour,
et d'avoir écho des actions accomplies.
Wo aber sind die Freunde? Bellarmin
Mit dem Gefährten? Mancher
Trägt Scheue, an die Quelle zu gehn;
Es beginnet nemlich der Reichtum
Im Meere. Sie,
Wie Mahler, bringen zusammen
Das Schöne der Erd’ und verschmähn
Den geflügelten Krieg nicht, und
Zu wohnen einsam, jahrlang, unter
Dem entlaubten Mast, wo nicht die Nacht durchglänzen
Die Feiertage der Stadt,
Und Saitenspiel und eingeborener Tanz nicht.
Nun aber sind zu Indiern
Die Männer gegangen,
Dort an der luftigen Spiz’
An Traubenbergen, wo herab
Die Dordogne kommt,
Und zusammen mit der prächt’gen
Garonne meerbreit
Ausgehet der Strom. Es nehmet aber
Und giebt Gedächtniß die See,
Und die Lieb’ auch heftet fleißig die Augen,
Was bleibet aber, stiften die Dichter.
alle Hölderlin-Texte nach der Ausgabe:
Friedrich Hölderlin. Sämtliche Werke und Briefe.
Hg. v. Michael Knaupp. 3 Bde. München 1992/1993.
Übersetzung in Andenken: Choristen von „De Vive Voix“
Zum vierten Mal hat die A und A Kulturstiftung einen Kompositionsauftrag für eine Hölderlin-Vertonung erteilt. Die Uraufführung der Vertonung des Gedichts „Andenken“ fand im Rahmen der Mittsommer-Musiknacht in der Kunst-Station Sankt Peter in Köln statt. Sie bildete den Mittelpunkt eines dreiteiligen Konzerts, das insgesamt vom Komponisten der Hölderlin-Vertonung, Simon Rummel, konzipiert und organisiert wurde.
Daniel Gloger - Gesang und Rezitation
Harald Kimmig - Geige
Annegret Mayer-Lindenberg – Bratsche, Viola d'amore
Christiane Veltman - Bratsche
Constantin Herzog - Kontrabass
Georg Wissel - Klarinette
Michael Veltman - Orgel
Ramón Gardella - Schlagwerk
Simon Rummel - Geige / Tasteninstrumente
Ketonge - Video / Elektronik / Gesang
De Vive Voix - ein französischer Chor aus Köln
Begrüßungsworte von Michael Veltman, Musikalischer Leiter der Kunststation Sankt Peter,
und von Judith W. Guzzoni, Vorstandsmitglied der A und A Kulturstiftung
Robert Schumann (06:20)
Nr. 1 aus „Gesänge der Frühe“, op. 133
eingerichtet für Harmonium und Orgel von Simon Rummel
*
Es sprechen, wenn ich ferne bin, statt meiner
Des Himmels Blumen, blühendes Gestirn
Und die der Erde tausendfach entkeimen,
Die göttlichgegenwärtige Natur
Bedarf der Rede nicht; und nimmer läßt
Sie einsam euch, […]
Der Tod des Empedokles (1. Fassung)
Daniel Verasson (10:55)
Herbarium: Johanniskraut
für zwei Bratschen
*
Mich aber umsummet
Die Bien und wo der Akersmann
Die Furchen machet singen gegen
Dem Lichte die Vögel. Manche helfen
Dem Himmel. Diese siehet
Der Dichter. Gut ist es, an andern sich
Zu halten. Denn keiner trägt das Leben allein.
Die Titanen
Improvisation (18:15)
Georg Wissel und Harald Kimmig
*
[…] Und immer
Ins Ungebundene gehet eine Sehnsucht. Vieles aber ist
Zu behalten. Und Noth die Treue.
Vorwärts aber und rükwärts wollen wir
Nicht sehn. Uns wiegen lassen, wie
Auf schwankem Kahne der See.
Mnemosyne
Antoine Brumel (24:05)
Agnus II aus der Messe „Et ecce terrae motus“
eingerichtet für Instrumentalensemble von Simon Rummel
*
Ach! aber dunkler umschattete, mitten im Wort, dich
Furchtbarentscheidend ein tödtlich Verhängniß. So ist schnell
Vergänglich alles Himmlische; aber umsonst nicht;
Denn schonend rührt des Maases allzeit kundig
Nur einen Augenblik die Wohnungen der Menschen
Ein Gott an, unversehn, und keiner weiß es, wenn?
Friedensfeier
György Kurtág (28:45)
Shadows
für Kontrabass solo
*
Wo wollen wir bleiben?
[...]
Will einer wohnen,
So sei es an Treppen,
Und wo ein Häuslein hinabhängt
Am Wasser halte dich auf.
Und was du hast, ist
Athem zu hohlen.
Der Adler
Laurent Pascal (30:10)
Bougnettes, Dans le Pétrin
pour un ensemble d'harmonicas
*
Sei du, Gesang, mein freundlich Asyl! sei du
Beglükender! mit sorgender Liebe mir
Gepflegt, der Garten, wo ich, wandelnd
Unter den Blüthen, den immerjungen
In sichrer Einfalt wohne, wenn draußen mir
Mit ihren Wellen alle die mächtge Zeit
Die Wandelbare fern rauscht und die
Stillere Sonne mein Wirken fördert.
Mein Eigentum
Ketonge (35:50)
Ad libitum (UA)
Video, Gesang und Instrumentalensemble
eingerichtet von Simon Rummel
*
Viel hat von Morgen an,
Seit ein Gespräch wir sind und hören voneinander,
Erfahren der Mensch; bald sind wir aber Gesang.
Friedensfeier
Matthias Kaul (40:00)
Do nothing, just wait, the singing will start... sooner or later
für Becken, Verstärkung und elektrische Zahnbürste
*
Einführende Worte von Martin Vöhler, Vorstandsmitglied der A und A Kulturstiftung
(1:03:50)
(1:25:35)
23.15 Uhr
Simon Rummel und Tina Tonagel: Fünf Schiffe und fünf Käptns
für Streicher und Klanginstallation aus fünf automatischen Drehleiern
(1:48:05)
Der Nordost wehet,
Der liebste unter den Winden
Mir, weil er feurigen Geist
Und gute Fahrt verheißet den Schiffern.
Geh aber nun und grüße
Die schöne Garonne,
Und die Gärten von Bourdeaux
Dort, wo am scharfen Ufer
Hingehet der Steg und in den Strom
Tief fällt der Bach, darüber aber
Hinschauet ein edel Paar
Von Eichen und Silberpappeln;
Noch denket das mir wohl und wie
Die breiten Gipfel neiget
Der Ulmwald, über die Mühl’,
Im Hofe aber wächset ein Feigenbaum.
An Feiertagen gehn
Die braunen Frauen daselbst
Auf seidnen Boden,
Zur Märzenzeit,
Wenn gleich ist Nacht und Tag,
Und über langsamen Stegen,
Von goldenen Träumen schwer,
Einwiegende Lüfte ziehen.
Es reiche aber,
Des dunkeln Lichtes voll,
Mir einer den duftenden Becher,
Damit ich ruhen möge; denn süß
Wär’ unter Schatten der Schlummer.
[Nicht ist es gut,
Seellos von sterblichen
Gedanken zu seyn. Doch gut
Ist ein Gespräch und zu sagen
Des Herzens Meinung, zu hören viel
Von Tagen der Lieb’,
Und Tathen, welche geschehen.]
Il n'est pas bon
d'être l'âme vide
de pensées éphémères. Pourtant il est tellement bon
de dialoguer, d'exprimer
les inclinations du cœur, d'être à l'écoute
des jours où régnait l'amour,
et d'avoir écho des actions accomplies.
Wo aber sind die Freunde? Bellarmin
Mit dem Gefährten? Mancher
Trägt Scheue, an die Quelle zu gehn;
Es beginnet nemlich der Reichtum
Im Meere. Sie,
Wie Mahler, bringen zusammen
Das Schöne der Erd’ und verschmähn
Den geflügelten Krieg nicht, und
Zu wohnen einsam, jahrlang, unter
Dem entlaubten Mast, wo nicht die Nacht durchglänzen
Die Feiertage der Stadt,
Und Saitenspiel und eingeborener Tanz nicht.
Nun aber sind zu Indiern
Die Männer gegangen,
Dort an der luftigen Spiz’
An Traubenbergen, wo herab
Die Dordogne kommt,
Und zusammen mit der prächt’gen
Garonne meerbreit
Ausgehet der Strom. Es nehmet aber
Und giebt Gedächtniß die See,
Und die Lieb’ auch heftet fleißig die Augen,
Was bleibet aber, stiften die Dichter.
alle Hölderlin-Texte nach der Ausgabe:
Friedrich Hölderlin. Sämtliche Werke und Briefe.
Hg. v. Michael Knaupp. 3 Bde. München 1992/1993.
Übersetzung in Andenken: Choristen von „De Vive Voix“