Anschubfinanzierung für ein Hörstück-Projekt von Jonas Urbat und Joshua Groß
Der Tubist und Musikproduzent Jonas Urbat hatte von der A und A Kulturstiftung die Zusage einer Unterstützung seines SoundWERK-Projekts – Komposition aus den Geräuschen bzw. der Klanglandschaft einer Dampflok – erhalten. Geplant war eine Kooperation mit dem Technikmuseum Berlin. Die Realisierung des Projekts stellte sich allerdings aufgrund des Fehlens funktionsfähiger Loks als schwierig heraus.
Als Alternative zu diesem Projekt ergab sich eine Kooperation im Kontext der Literaturpreisverleihung 2021: Jonas Urbat und der Autor Joshua Groß arbeiteten gemeinsam an einer außergewöhnlichen literarisch-musikalischen Projektidee: Kompositionen und gesprochene Textpassagen wurden mithilfe Künstlicher Intelligenz arrangiert und damit zu einem eigenen Kunstwerk.
Der zugesagte Zuschuss in Höhe von 5.000 Euro wurde als Anschubfinanzierung für dieses Projekt umgewidmet:
Durchsichtige Klaustrophobie
Hörstück in 3D-Audio von Joshua Groß (Text) und Jonas Urbat (Komposition, Produktion)
Gelesen von Irene Baumann und Florian Esche
19:47 Minuten
Mechanische Wellen, Bienensummen und sirrende Glaskuppeln: Immer entschiedener verwandelt sich das Stück „Durchsichtige Klaustrophobie“ von der Hörfassung einer fast linearen Erzählung zu einer raumklanglichen Inszenierung – zu einem Soundgewebe, in dem man das Erzählte teilweise mehr erfährt, als dass man es nachvollzieht.
Der Haupterzählungsstrang wird von Florian Esche gelesen, während poetische Versatzstücke und Gedichte von Irene Baum interpretiert werden. Aus diesen Stimmenspuren komponiert und arrangiert Jonas Urbat eine dreidimensionale Klanglandschaft, die – mal expliziter, mal experimenteller – die Erzählung ausdeutet und weiterführt.
Genutzt werden u.a. Sprachelemente als Startsequenz für Drums- und Beatprogrammierung; rhythmische Verstärkungen durch Loops und Akzentuierungen; Sampling von einzelnen Worten; sich überlagernde LFOs (Low Frequency Oscillator), um Syntheziser und andere Effekte zu modulieren; eine multinationale und multilinguale Synthese von KI-Stimmen und vieles mehr.
Joshua Groß (*1989, lebt in Braunschweig) studierte Politikwissenschaft, Ökonomie und Ethik der Textkulturen an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
Er wurde mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Anna Seghers-Preis 2019, dem Hölderlin Förderpreis 2021, dem Literaturpreis der A und A Kulturstiftung 2021 sowie mit einem Aufenthaltsstipendium des Literarischen Colloquium Berlin 2021 und einem Aufenthaltsstipendium des Deutschen Studienzentrums in Venedig für 2023. 2022 wurde sein Essay Männer mit Waffen für den Wortmeldungen-Preis nominiert. Bei Matthes & Seitz erschienen Flexen in Miami und Entkommen. Am 18. August 2022 erscheint sein neuer Roman Prana Extrem bei Matthes & Seitz.
Jonas Urbat (*1991, lebt in Berlin) studierte an der HMDK Stuttgart Tuba, Jazz-Improvisation/Komposition und Musikproduktion.
Um die Welt als Künstler zu erfahren, traf Jonas Urbat mit seinem Studio-Van als @InTubaWild in ganz Europa Musiker*innen verschiedenster Herkünfte und Genres, um mit ihnen gemeinsam Musik zu produzieren und in Videos, Podcasts und Songs zu teilen.
Für seine SoundWERKe komponiert er die Soundtracks einer Eisengießerei, Goldschmiedewerkstatt, einer Windmühle uvm. aus ihren eigenen Klängen.
Als Mitgründer des Stegreif.Orchesters sammelte er Erfahrung in der Choreografie und Performance von klassischer Komposition, Improvisation, Raum und Bewegung. Er arbeitet mit verschiedenen Bands, Ensembles und Orchestern an einer Vereinigung künstlerischer Ausdrucksformen mit Hilfe von Technologie.
Florian Esche ist u.a. Programmsprecher für SWR2 und SWR aktuell sowie Voiceover-Sprecher für ARTE.
Irene Baumann ist u.a. Station Voice bei detektorFM, außerdem ist sie Sprecherin für Literaturhäuser und diverse Audioproduktionen.